Medizintechnische Ansätze für die Personalisierte Medizin
Unser Gesundheitssystem wird in den kommenden Jahren einen massiven Wandel, weg von der reinen Krankheitsverwaltung und Reparaturmedizin, hin zur Gesundheitserhaltung und Vorsorgemedizin vollziehen. Dieser Wandel wird zum einen durch den Kostendruck infolge der steigenden Lebenserwartung bzw. der sich ändernden Alterspyramide (Stichwort „alternde Gesellschaft“) erzwungen, und zum anderen nimmt das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung zu. Hinzukommen noch die rasanten Entwicklungen in der Medizin, die neue Methoden zur Früherkennung von Krankheiten und deren besseren Behandlung ermöglichen.
Das gegenwärtige Gesundheitssystem ist primär Symptom-basiert, d.h. es verwendet reparative Maßnahmen in einem generell gültigen Ansatz. PatientInnen-spezifische Faktoren (z.B. genetische Varianten), die die Wirksamkeit dieser Maßnahmen stark beeinflussen können, bleiben außer Betracht. Daher nehmen PatientInnen derzeit häufig eine rein passive Rolle ein.
Demgegenüber steht in Zukunft die sogenannte „4P Medizin“: Präventiv, Personalisiert, Prädiktiv und Partizipierend. Dieser Begriff wurde vom amerikanischen Biomediziner Leroy Hood geprägt. Hierbei kommen der Förderung und Erhaltung der Gesundheit durch eine entsprechende Lebensweise sowie der Früherkennung eine zentrale Rolle zu. Die Berücksichtigung von PatientInnen-spezifischen Faktoren erlaubt maßgeschneiderte personalisierte Maßnahmen. Durch die Beobachtung von geeigneten Indikatoren (Biomarkern) kann die Entwicklung von Erkrankungen vorhergesagt und entsprechend gegengesteuert werden. Dabei werden die PatientInnen (bzw. Gesunden) aktiv in diese Prozesse mit einbezogen.
Um diesen Wandel des Gesundheitssystems zu ermöglichen, braucht es vor allem entsprechende medizintechnische Hilfsmittel, die es erlauben, kostengünstig und dezentral den Gesundheitsstatus jedes Einzelnen in zeitnahen Abständen zu überwachen. Hierbei handelt es sich um Biosensoren und Diagnosegeräte, die geeignete Biomarker nicht-invasiv oder minimal-invasiv bestimmen. Dies kann in Form von Einwegtests zur quantitativen Detektion von Biomolekülen in Körperflüssigkeiten erfolgen, in Form von körpernahen Sensorkomponenten, die biochemische und physiologische Parameter aufzeichnen, oder durch kompakte und preisgünstige Diagnosegeräte, die in der Arztpraxis oder sogar mobil eingesetzt werden können.
Bei der Dezentralisierung und Demokratisierung des Gesundheitssystems kommt der Nutzung der mannigfaltigen Möglichkeiten, die die Informations- und Kommunikationstechnologien bieten, eine tragende Rolle zu. So können z.B. Einwegtests oder körpernahe Sensoren drahtlos und standardisiert mit Mobiltelefonen ausgelesen und die Daten automatisch in einem Gesundheitsmanagementsystem erfasst werden. Zudem bringt die Selbstüberwachung des eigenen Gesundheitszustands die/den Einzelne/n in eine aktivere Rolle und wird eine gesundheitsbewusste Lebensweise fördern.