Einfache Sprache - Was ist Personalisierte Medizin?
Personalisierte Medizin nimmt Rücksicht auf die persönlichen Eigenschaften von Patientinnen und Patienten bei der Diagnose, Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten.
Die Person mit ihren einzigartigen Merkmalen steht im Mittelpunkt.
Die Personalisierte Medizin ist in der medizinischen Forschung heute sehr wichtig. Schon bisher haben ÄrztInnen und alle, die für kranke Menschen sorgen, auf die persönlichen Merkmale von PatientInnen geachtet. Geschlecht, Alter und Krankheitsgeschichte waren für Diagnose und Behandlung immer von Bedeutung.
Mit den heutigen technischen Möglichkeiten können auch neue molekular-biologische Daten untersucht werden. Zum Beispiel ob bestimmte Enzyme vorhanden sind, oder ob in den Genen ein bestimmter Genabschnitt vorhanden oder verändert ist.
- Der Mensch besteht aus vielen kleinen Zellen. In den Zellen ist ein Zellkern mit den Genen. Ein Gen bestimmt zum Beispiel die Blutgruppe. Andere Merkmale, wie etwa die Augenfarbe, werden durch das Zusammenwirken mehrerer Gene bestimmt.
- Enzyme beschleunigen chemische Reaktionen in den Zellen und im Körper. Enzyme sind wichtig zum Beispiel bei der Verdauung, beim Wachsen, oder beim Heilen von Wunden. Der „Bauplan“ für die Enzyme ist in den Genen festgeschrieben.
- Molekular-Biologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Genen und den Enzymen beschäftigt.
Auch Daten zum Lebensstil, wie beispielsweise zur Ernährung oder zur körperlichen Aktivität werden immer wichtiger. In den letzten Jahren haben sich die Art und die Menge der Daten für die Anpassung von Diagnose, Behandlung und Gesundheitsvorsorge an den jeweiligen Menschen stark verändert.
Biomarker
Biologische Merkmale eines Menschen, wie bestimmte Genabschnitte, die eine wichtige Funktion haben, nennt man Biomarker. Blutdruck und Puls sind aber auch Biomarker.
Für Diagnose und Behandlung, vor allem bei Krebs- und Viruserkrankungen, sind molekular-biologische Biomarker sehr wichtig. Medikamente wirken nämlich nicht bei allen Menschen gleich. Mit den Biomarkern aus Blut- und Gewebeproben kann man feststellen, ob und wie Medikamente wirken. So kann man die richtige Behandlung wählen, Nebenwirkungen vermeiden und den Verlauf der Behandlung kontrollieren.
Über Biomarker kann man auch feststellen, welche Menschen ein hohes Risiko haben, dass sie eine bestimmte Krankheit bekommen. Dann kann man die richtigen Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge ergreifen.
Biobanken
Biobanken sind Sammlungen von menschlichen Geweben oder Körperflüssigkeiten, die mit den zugehörigen medizinischen Daten der Person verknüpft sind. Biobanken sind eine wertvolle Grundlage für die Forschung, die damit neue Erkenntnisse gewinnt.
Forscher können Material und Daten aus Biobanken untersuchen, um die Diagnose und Behandlung zu verbessern oder sogar Erkrankungen vorzubeugen.
Solche Biobanken gibt es zumeist an medizinischen Universitäten.
Wenn man Personalisierte Medizin aber breiter verstehen will, muss man neben den medizinischen Daten auch die psychische Gesundheit, Lebensstil und das soziale Umfeld von PatientInnen berücksichtigen.
Damit sich die Personalisierte Medizin weiterentwickeln kann, sollen Patientinnen und Patienten stärker in Forschung, Behandlung und Vorsorge eingebunden werden.
- Sie können zum Beispiel Forscher unterstützen, indem sie der Aufnahme ihrer Blut- und Gewebeproben in eine Biobank zustimmen.
- Sie können über Apps Informationen zu ihrem Gesundheitszustand bereitstellen.
- PatientInnen sollen bei ihrer medizinischen Versorgung mehr mitbestimmen.
Herausforderungen
Die Personalisierte Medizin steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Es gibt bereits viele Fragen.
- Wie kann man die vielen Daten verarbeiten und beurteilen?
- Wie kann man die Daten schützen?
- Wie hoch werden die Ausgaben, und wer bezahlt sie?
- Oder kann man langfristig sogar Kosten sparen?
- Wie wird sich das Verhältnis zwischen ÄrztInnen und PatientInnen verändern?
- Können die PatientInnen noch selbst bestimmen, ob sie an der
- (Selbst-)überwachung im Namen der Gesundheit teilnehmen wollen?
- Für die Beantwortung der Fragen sind der Austausch von ExpertInnen aus vielen Fachrichtungen und die Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten von großer Bedeutung.
Diesem Ziel dient die Österreichische Plattform für Personalisierte Medizin (ÖPPM).